„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry
Metaphorische Beschreibungen sind scheinbar für Kinder nicht so ganz einfach zu verstehen. D.h. nein, eigentlich verstehen sie diese Umschreibungen sehr gut, nur nicht in ihrem versteckten Sinne, sondern direkt wie die Worte daher kommen.
Die große Weisheit von Saint-Exupéry entfaltet daher bei Fabian und Felix ihren „eigentlichen“ Sinn.
Beim Frühstück kommt es auf einigen Umwegen zu folgendem Gespräch:
- Fabian
- Ja, Mama, uuuuund (das „und“ wird immer noch interessant betont) wenn du mit auf den Spielplatz kommst, dann siehst du auch immer alles. Auch wenn ich mir wehtue. Und du gar nicht guckst. Dann siehst du das nämlich trotzdem.
- Annabelle
- (leicht müde und in den Kaffee vertieft) Mmmmmh
- Fabian
- Ja, weil nämlich. Du siehst das, weil du mit dem Auge im Herzen alles siehst.
- Annabelle
- (die Augenbrauen ziehen sich leicht fragend und leicht belustigt nach oben)
Aha? - Fabian
- Uuuund du hast da nämlich ein drittes Auge im Herzen und damit kannst du AAAALLLLLEES sehen. Aber ich kann da nicht so gut mit gucken. Mit dem Auge. Im Herzen. Weil nämlich, das muss noch wachsen.
- Felix
- (ganz aufgeregt) Uuuund ich kann damit schon gut gucken. Ich sehe auch allles.
- Fabian
- Nein, Felix. Du kannst da auch noch gar nicht mit gucken.
- Felix
- DOOooooOOCH. Ich kann damit gucken. Soooo
(er legt den Kopf in den Nacken und streckt die Brust raus)
Sooo kann man gut mit dem Herzen gucken! - Fabian
- (natürlich direkt angesteckt, legt auch den Kopf in den Nacken und streckt die Brust raus)
Jaaaa, so kann ich auch gut gucken. - Felix
- Und da wächst dann nämlich ein Auge im Herz und dann hat man drei Augen. Aber das Auge im Herz das sieht man dann gar nicht.
- Fabian
- (er dreht seinen Oberkörper hin und her – „er guckt sich um“)
Ich seh ALLLESS
Gut, das Frühstück ist gelaufen. Es geht so ungefähr noch 10 Minuten weiter. Ich denke, wir werden das Vorlesen vom „kleinen Prinzen“ noch etwas hinausschieben.